Eine zweite Hauptbücherei für Wien

IMG_1742

U2-Station Winterwüste … ääh, Aspern Nord.

Heute wird die Wiener U-Bahnlinie U2 um drei Stationen verlängert, in die Seestadt Aspern, ein neuer Stadtteil, der auf einem ehemaligen Flugfeld rund um einen kleinen See entstehen soll. Die U-Bahn ist schon da, die Anbindung an die S-Bahn soll folgen. 20.000 Menschen sollen einmal in diesem Stadteil wohnen, in den Wiener Bezirken die östlich der Donau liegen, lebten 2007 150.000 Menschen, bis 2030 sollen es 190.000 sein – mit den Gemeinden außerhalb der Stadtgrenze sind und werden es sicher noch mehr.

Schon vor dem 2. Weltkrieg war eine große Zentralbücherei für Wien im Gespräch (danke an @vega75 für den Link), seit 2003 gibt es neben den vielen Zweigstellen in den Bezirken die Hauptbücherei am Urban-Loritz-Platz auf der Westseite Wiens. Davor befand sie sich nicht weit von ihrem jetztigen Standort in der Skodagasse, im 8. Bezirk.

Es ist nicht allzu schwer, aus den Bezirken über der Donau zur Hauptbücherei zu gelangen, wenn der Wohnort nahe einer U-Bahn oder Straßenbahn gelegen ist, es kann einfach ein wenig dauern. Natürlich gibt es auch im 21. und 22. Bezirk Zweigstellenbibliotheken. Aber …

Wäre der komplette Neubau eines neuen Stadtteils nicht auch die Möglichkeit, eine zweite Hauptbücherei zu bauen? Eine mit Raum für die Entwicklungen der letzten Jahre und mit neuen Konzepten? Makerspaces, Räume, die stundenweise zur Verfügung gestellt werden können, Veranstaltungsräume, genug Platz für den Medienzuwachs? Wie meine Traumbibliothek aussieht, habe ich ja schon mal aufgeschrieben. Neben vielen anderen Städten machen z.B. Sidney und Paris vor, wie sie sich die Bibliotheken der Zukunft vorstellen. Eine zweite Hauptbücherei im Osten Wiens wäre ein Anziehungspunkt für viele, über die Landesgrenzen hinaus, denn bis Bratislava ist es nicht mehr weit.

Leider steht eine solche Bücherei nur in den Sternen, nicht im 2007 beschlossenen Masterplan. Ein einziges Mal wird darin eine “Bücherei” erwähnt, auf Seite 98 für das Quartier 1 im Südwesten, das am schnellsten entstehen soll:

Eine Liste möglicher Projektideen für das lokale Zentrum der Etappe 1 lässt sich mit etwas Phantasie schnell zusammenstellen und wird von interessierten Bauherren, BetreiberInnen und unternehmerischen Geistern im Zusammenwirken mit der Projektentwicklungsgesellschaft bereits sehr frühzeitig realisiert und erweitert werden können: „Stadthaus“ mit Flugfeld Infozentrum, Entwicklungs-, Bau- und Vermarktungsbüro der Flugfeld-Entwicklungsgesellschaft, Sitz des Gebietsmanagementbüros, anmietbare Flächen für Außenstellen von Behörden, Bücherei, Kurse, private Veranstaltungen; Nahversorgungsgeschäfte, Marktplatz oder –halle, Kioske, 24-Stunden-Shop (ev. in Kombination mit einer Tankstelle); Gastronomie in Pavillons (vgl. etwa Naschmarkt, Kunsthalle Karlsplatz, Oktogon am Himmel…), eingemietet in Erdgeschoßen der fixen Gebäude an Hauptplatz, Hauptstraße und am See; „Hangar 1“ für Kultur-, Kino- oder Freizeitveranstaltungen; Schulen mit Nachmittags- und Freizeitprogramm (Sport, Kurse…), Kindergärten, Studentenheim; Laufstrecke, Spiel- und Lagerwiesen, Sport-Spielfelder, Sauna-/Wellnessdorf (Natursauna), Ateliers, Werkstätten, Freiluftbühne/Arena, Seeuferpromenade…

“Bibliothek” kommt nur im Abbildungsverzeichnis auf Seite 128 vor – ein Bild stammt aus der Österreichischen Nationalbibliothek. Das klingt nicht danach, als wäre eine neue Hauptbücherei geplant.

Auch auf der Projekthomepage finden sich bei der Suche nach “Bücherei” und “Bibliothek” genau 0 Treffer. Weder bei der Planung von Einrichtungen aus dem tertiären Bildungsbereich, noch bei der Beantwortung der Frage, welche Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen angesiedelt werden sollen, noch bei der Frage nach den geplanten öffentlichen Einrichtungen werden Büchereien oder Bibliotheken erwähnt.

Schade.

Leave a comment